“Wo ist das?” – Warum ich nicht jeden Ort einfach so herausgebe.

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“Wo ist das?” – warum ich nicht jeden Ort einfach so herausgebe.

Oder: warum ich auch mal was für mich behalten darf.

Ich bin jemand, der viel Wert auf eine gute Location legt und daher stets bemüht ist interessante Orte zu finden, die in meinen Augen nicht “totgeshootet” sind und man bei jedem zweiten Fotografen schon irgendwann gesehen hat. Neben den Tätigkeiten des eigentlichen Fotografierens, der Bildbearbeitung, Weiterbildung, Kundenaqkuise oder allerlei Recherche rund um die Fotografie gehört nämlich auch das Locationscouting zu meinem Aufgabengebiet. Und das kostet ebenfalls Zeit.

– hier geht es im übrigen nicht um Lost Places –

Manche Orte sind schwieger, manche einfacher zu finden. Die Kunst besteht eigentlich immer nur darin, zu wissen dass er existert und mit welchen Begriffen man suchen soll. Und das ist in den meisten Fällen nicht “mal eben so erledigt”. Es ist noch nicht getan wenn man den Namen des Ortes kennt. Es stellen sich mir noch ein paar Fragen: wo genau ist dieser Ort? Wo gibt es in der Nähe Parkmöglichkeiten? Gibt es vielleicht Öffnungszeiten? An welchen Tagen kann man da am besten fotografieren? Wie verläuft die Sonne? Gibt es Einschränkungen fürs Fotografieren? Und dann natürlich: zur Location hinfahren.

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Und dann ist es oft so, dass die Fotos nicht immer aktuell sind. Ich habe schon mal die Situation gehabt, dass ich im Internet einen stillgelegten Bahntunnel mit zugewachsenen Gleisen gefunden habe. Bin also rund 50km hingefahren nur um festzustellen, dass sie den Tunnel restauriert, die Schienen entfernt und einen Fahrradweg hingepflastert haben. Oder mitten im Wald eine schöne, alte Holzbrücke, die über ein kleinen Bach führt. Die wurde aber gegen eine moderne Brücke komplett ausgetauscht. Passte absolut nicht mehr zu meinen Vorstellungen. Das ist dann alles Arbeitszeit, die draufgegangen ist. Zeit, die ich für meine Locationsuche aufbringe.

Bin ich nun ein schlechter Mensch weil ich nicht immer eine Ortsangabe mache? Nein. Jeder hat seine Berufsgeheimnisse, seine Kniffe und Tricks, die ihn ausmachen und die er lieber für sich behält. Ein guter Bildbearbeiter wird auch nicht einfach so seine effektivsten Arbeitstechniken preis geben. Nehmt es mir nicht übel wenn ich mich verschlossen halte, wenn ihr fragt wo ein gewisser Ort ist. Es ist sicherlich der bequemste Weg einfach zu fragen “wo ist das?” wenn es darum geht den Standort einer Location zu erfahren. Es ist aber nicht immer so bequem das alles selbst herausfinden.

Schließlich geht man nach der Vorstellungen auch nicht zum Zauberer und fragt “wie geht das?”. Und der Sternekoch wird auch nicht das Rezept seines vorzüglichen Ratatouilles, für das er bekannt ist und die Leute ins Restaurant kommen, im Internet veröffentlichen.

Stell dir nur mal vor, du recherchierst stundenlang, fährst da hin (Zeit & Geld) und dann wollen die Leute von dir wissen, wo es ist. Dein Aufwand: einige Stunden. Ihr Aufwand: eine Minute. Du weißt, wieviel du da rein gesteckt hast, wie viel Zeit und Geld es dich gekostet hat, dann wirst du das nicht so einfach verraten. Auch weil du eben nicht willst, dass das Motiv tot geshootet wird. Wie oft hast du Bilder vom Medienhafen gesehen, wie oft vom Benrather Schloss und du sitzt vorm PC und denkst “hab ich schon gesehen”.

Heute ist der Markt von Fotografen nur so überflutet und man geht schnell in der Masse unter wenn man nicht hervorsticht. Das versuche ich zu vermeiden und setze viel dran einer von denen zu sein, die man am nächsten Tag noch in Erinnerung hat und das versuche ich unter anderem mit nicht-totgeshooteten Locations.

Versteht mich bitte nicht falsch. Ich helfe gerne, gebe gerne Tipps und ich würde tauschen, wenn man mir etwas gleichwertiges anbietet. Nehmt das als gut gemeinte Herausforderung an selber tätig zu werden und eigene Strategien zu entwickeln schöne Locations ausfindig zu machen. Und glaubt mir: Das Erfolgserlebnis, endlich vor Ort zu sein, ist viel schöner wenn man selber darauf gekommen ist.

Liebe Grüße, Dariusz.