Jede Entscheidung, sei sie noch so klein, kann große Folgen haben.

Hier eine kleine Anekdote, die mal nicht direkt was mit der Fotografie zu tun hat, aber ich trotzdem mal erzählen möchte. Sehr gut dafür geeignet, wenn man fünf Minuten nichts zu tun hat ;-)

Sommer 2013. Meine erste richtige Hochzeitssaison. Die Aufträge wurden mehr und mehr. Zu dem Zeitpunkt habe ich mir noch regelmäßig das 70-200 2.8 VRII von Nikon aus dem Laden ausgeliehen, weil ich mit dem lichtschwachen Tele von Sigma keine Chance in der Kirche hatte. Ich wollte immer selber eins besitzen. Aber dazu fehlte mir das Geld. Im Sommer 2013 mussten noch andere Dinge abbezahlt werden, also wurde die Optik ständig ausgeliehen. Als gegen Ende des Jahres schon einige Aufträge für 2014 reingekommen sind, hatte spielte ich mit dem Gedanken im Dezember endlich mein eigenes 70-200 2.8 VRII zu holen. Allerdings konnte ich das immer noch nicht auf einmal bezahlen – also musste eine Finanzierung her. Doch dazu sollte es nicht kommen.

Weil Media Markt eine 0,0% Finanzierung anbot, ging ich in der letzten Dezemberwoche dahin und wollte endlich das 70-200 mein Eigen nennen. Allerdings benötigte man die Bankkarte. Im Portemonnaie war sie nicht. Vielleicht liegt sie irgendwo daheim? Also schnell nach Hause. Auf dem Schreibtisch war sie nicht. In keiner Ritze der Couch. Hab mein ganzes Zimmer auf den Kopf gestellt. Ich hatte absolut keine Ahnung wo sie sein könnte. Hab ich sie irgendwo verlegt und finde sie nicht mehr (ja, so verpeilt kann ich sein), oder ist sie mir aus dem Geldbeutel gefallen? Also ab zur Bank, ich schilderte dort alles, beantragte schon eine neue Karte und ließ mir übersichtliche Kontoauszüge auf DIN-A4 drucken. Vielleicht klappts ja jetzt….. nein. Man braucht die Bankkarte, sonst geht nix!

Ich war schon etwas geknickt. Da bin ich schon so heiß auf das Teil, kann es schon fast mit nach Hause nehmen – und geh aber nur mit leeren Händen raus. “Nunja, machste nix. Holste dir das Objektiv halt nächstes Jahr.” Dann war auch Silvester und es ging für ein paar Tage ans Meer nach Holland. Wieder in Düsseldorf, am Donnerstag, den 2. Januar, bekam ich einen Anruf. Es war eine Filiale meiner Bank in Düsseldorf. Es hieße ‘meine Karte wurde dort abgegeben und könne sie jetzt abholen’. Meine Karte? Abgegeben? Wo wurde sie gefunden? Am Stahlwerk in Düsseldorf. Natürlich! Jetzt konnte ich mir auch das verschwinden erklären.

Kurz vor Weihnachten ging es mit ein paar Leuten auf ein Konzert. Dort ist sie mir dann irgendwie, irgendwann, aus dem Geldbeutel gerutscht. Und jetzt kommt das Entscheidene: Es stand im Raum, ob wir nach dem Konzert in die Altstadt gehen, also fragte ich mich: nehme ich jetzt ordentlich Bargeld mit und lass die Karte samt Portemonnaie daheim – oder nehme ich die Bankkarte um mir nachher noch ne Kleinigkeit abzuheben falls es dorthin weiter geht?

Leider blieb der Finder bis Heute anonym und ich konnte mich nie wirklich bedanken. Aber du sollst wissen, dass ich dir ewig dankbar sein werde. Ja, es gibt sie: die guten Menschen ;-)

Ohne zu zögern habe ich meine Karte aus der Filiale abgeholt und bin direkt zu MM. Die Finanzierung war durch und ich war endlich Besitzer eines 70-200 2.8 von Nikon. Man erklärte mir dann noch kurz, dass ich automatisch an einer Werbeaktion teilnehme (jeder 20. Kunde bezahlt nur 14eur für den gesamten Einkauf) und ich das Objektiv nur gegen einen MM-Gutschein oder ein anderes Produkt eintauschen könnte. Bla blubb. Mir war es piep egal. Ich wollte nur Heim und das Teil endlich an meine Kamera schrauben.

Und hier kommt der Plot Twist. Es vergingen ein paar Tage und mir fiel in einer ruhigen Minute kurz diese Werbeaktion** von MM wieder ein. So kramte ich den Kassenzettel heraus und bin auf die Homepage gegangen. Einfach nur mal zu schauen. Hätte ja sein können, dass ich einer von den 20 war. Also vergleich ich die letzten zwei Ziffern (Kundennummer) auf meinem Kassenzettel mit den gezogenen Zahlen auf der Seite. In dem Moment war ich mehr als nur gefesselt. Starrte nur auf den Bildschirm und sagt mir “Nein, das kann nicht. Das kann einfach nicht! Stimmen die Ziffern jetzt wirklich überein?” Okay. Ich verglich und verglich und verglich. So richtig begreifen konnte ich das nicht. Also mit dem Kassenzettel zurück zur MM-Filiale und vorgezeigt: “Ja, da haben sie Gewonnen. Herzlichen Glückwunsch.” Whaaaaaaaaaaaat?! Danach konnte ich erstmal nicht aufhören zu grinsen.

Die Finanzierung wurde storniert, hab 14eur bezahlt und bin nach Hause. Uff… erstmal verdauen. Wieviel habe ich da jetzt gespart? Wahnsinn. Ich konnt es einfach nicht fassen. Um noch ne Schippe drauf zu legen habe ich von Nikons Cashback Aktion 200€ bekommen und bin sogar mit einem Plus aus der Geschichte gegangen.

Hätte ich damals die Bankkarte daheim gelassen, dann hätte ich niemals erfahren, dass ich auch mal etwas Glück im Leben haben kann. Diese Aktion kam zum richtigen Zeitpunkt. Ende November krachte mir jemand auf der Autobahn hinten ins Auto mit dem Ergebnis: wirtschaftlicher Totalschaden. Das Auto war Geschichte. So gesehen war diese Aktion ein sehr guter Trost.

Seitdem weiß ich genau: “Jede Entscheidung, sei sie noch so klein, kann große Folgen haben.”

** Hintergrund und Erklärung zur MM-Aktion: Anfang des Jahres sind die Umsätze wohl immer am geringsten und so ließ sich MM diese Werbeaktion einfallen. Dadurch soll natürlich die Anzahl der Kunden und der Umsatz steigen. An der Kasse aufstellen hilft übrigens nichts. Denn auf den Kassenzetteln stehen fortlaufende Kundennummern. Die Gewinner wurden  so ausgewählt: das Los hat eine Zahl zwischen 1-20 gezogen. Angenommen es wurde die 5 gezogen. Dann haben alle Kunden mit der Endziffer 05, 25, 45, 65, 85 gewonnen. Diese Zahl wurde ein paar Tage später, nachdem man drei Tage lang einkaufen konnte, auf der Seite bekanntgegeben.